Bei Anruf - Angst by Wolf Stefan

Bei Anruf - Angst by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


„Was ist?“ Er hatte eine kehlige Stimme mit dem Akzent des östlichen Anrainers.

„Man benimmt sich anständig, wenn man an einer jungen Dame vorbeigeht!“

„Was willst du? Ich hab sie nicht angespuckt.“

„Mann! Dann würdest du jetzt verkehrt herum in deiner Jacke stecken. Und deinen Schnurrbart könntest du dir aus dem Hals ziehen.“

„Blödes Gemüse!“, murmelte der Kerl und schlurfte weiter.

Tim sah, wie er die Hand aus der Tasche nahm. Etwas blinkte metallisch im Laternenschein. Ein Schlüssel. Aber der Typ schloss die Faust drumherum und versenkte sie wieder in seine Joppe.

„Eklig!“, sagte Gaby leise. „Aber von so einem kann man nichts anderes erwarten.“

Alle blickten ihm nach. Lederjoppe schlurfte durch die Passage, als wäre der geflieste Boden mit Klebstoff bestrichen und jeder Schritt mühsam. Tim erwartete, dass der Kerl gleich nach rechts oder links schwenken würde — um eine Haustür anzusteuern und aufzuschließen. Denn den Schlüssel hielt er ja schon bereit — eindeutig hatte er den griffgerecht genommen. Doch nichts geschah. Lederjoppe blieb im Geradeaus-Schlurf, schlief vielleicht schon im Gehen oder hatte seine Adresse vergessen. Erst am Ende der Passage folgte er der sanften Biegung und entschwand den Blicken.

Gerade als Tim was sagen wollte, näherten sich abermals Schritte — schnelle diesmal, von der Straße her.

Der blonde Jüngling war’s — der von vorhin, der in die Spätvorstellung wollte. Er sah irgendwie enttäuscht aus und knabberte an einer Schoko-Waffel. Jetzt schob er sich den Rest in den Mund und hob erstaunt die Brauen.

„Ja, hallo! Seid ihr immer noch hier?“

Tims Freunde grinsten und der TKKG-Häuptling sagte: „Nicht immer noch, sondern schon wieder. Inzwischen haben wir einiges erlebt. Du hoffentlich auch. Wie waren denn die Heißen Bienen vom Mars? So hieß doch dein Film, wenn ich mich richtig erinnere.“

„Ein saublöder Streifen. Habe ihn nicht zu Ende angesehen. Da sind ja die Seifenopern im Fernsehen besser.“ TKKG nickten. Der Blonde schloss die Haustür auf. Tim schob sich neben ihn.

„Wir wollen noch einen Besuch machen“, meinte er. Einen Moment später waren alle im Haus und die Tür sank von allein ins Schloss. Ohne Schlüssel ließ sie sich von außen nicht öffnen.

„Bei dem Single?“, fragte der Blonde.

„Exakt. Bei Ivoritzki.“

„Wegen dem Mädchen, ja?“

Tim nickte und seine Miene verschloss sich wie eine Faust mit eindeutiger Absicht.

„Geht mich ja nichts an“, meinte der Blonde und stieg rasch die Treppe hinauf. Offenbar spürte er genau, wofür er sich interessieren durfte und wofür nicht.

„Gute Nacht!“, rief Gaby ihm nach — im Bemühen nett zu sein.

„Wünsche ich euch auch.“ Dann wurde weiter oben eine Wohnungstür aufgeschlossen und der Blonde, der gesagt hatte, er sei Realschüler, zog sich in seine Höhle zurück. Die Stufen hinauf. TKKG verharrten vor Ivoritzkis Tür. „Klingeln wir?“, fragte Klößchen. „Und sobald er öffnet, werfen wir ihn zu Boden und prügeln sämtliche Geständnisse aus ihm heraus.“

Tim schüttelte den Kopf. „Wir überraschen ihn im Schlaf. Wenn wir plötzlich vor seinem Bett stehen, ist das wie ein Schock. Ivoritzki kriegt seelischen Schüttelfrost und plaudert, ohne dass wir auch nur mit dem Finger drohen. Sowas nennt man psychologisches Überraschungsmoment.“

„Ich nenne das unbefugtes Eindringen in eine fremde Wohnung“, sagte Gaby leise.



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